


Inhaltsverzeichnis
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Was ist ein seelisches Trauma?
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Kurzfristige Folgen
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Langfristige Folgen & PTBS
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Symptome der PTBS
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Weitere Traumafolgestörungen
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Wann ist professionelle Hilfe sinnvoll?
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Was ist ein seelisches Trauma?
Ein seelisches Trauma entsteht, wenn wir Situationen erleben, die unser inneres Gleichgewicht tief erschüttern – Situationen, die so überwältigend, bedrohlich oder plötzlich sind, dass unsere üblichen Bewältigungsmechanismen nicht mehr ausreichen. In solchen Momenten fühlen wir uns oft hilflos, ohnmächtig oder ausgeliefert.
Typische traumatische Ereignisse sind zum Beispiel schwere Unfälle, Naturkatastrophen, Krieg, körperliche oder sexuelle Gewalt, aber auch emotionale Vernachlässigung in der Kindheit oder der plötzliche Verlust eines geliebten Menschen. Solche Erlebnisse können das Nervensystem dauerhaft in Alarmbereitschaft versetzen. Betroffene fühlen sich dann innerlich ständig bedroht – auch wenn objektiv längst keine Gefahr mehr besteht.
Traumatische Erfahrungen hinterlassen nicht nur seelische Spuren, sondern wirken auch tief in den Körper hinein. Das Stresssystem bleibt aktiviert, der Körper kann sich nicht mehr regulieren – viele Menschen beschreiben es so, als würde ihr ganzes System im „Überlebensmodus“ festhängen.

Symptome und mögliche Folgen eines Traumas
Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf ein belastendes Erlebnis. Manche Betroffene verarbeiten es gut, andere spüren noch lange danach die seelischen und körperlichen Auswirkungen. Wenn die natürliche Verarbeitung ausbleibt oder blockiert ist, können sich verschiedenste Traumafolgestörungen entwickeln – manchmal auch erst Jahre später.
Diese können ganz unterschiedliche Formen annehmen, etwa:
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Angststörungen: anhaltende innere Anspannung, Panikattacken, soziale Ängste oder generalisierte Ängste ohne konkreten Auslöser.
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Depressionen: tiefe Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit oder ein Gefühl innerer Leere.
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Dissoziative Symptome: das Gefühl, wie neben sich zu stehen, Gedächtnislücken oder eine eingeschränkte Verbindung zum eigenen Körper.
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Somatoforme Störungen: körperliche Beschwerden wie Schmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Herzrasen ohne klare medizinische Ursache.
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Emotionale Instabilität: starke Gefühlsschwankungen, Wutanfälle oder Schwierigkeiten, Emotionen zu regulieren.
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Zwangsstörungen: wiederkehrende Gedanken oder Handlungen, die als belastend empfunden werden, aber schwer zu kontrollieren sind.
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Suchterkrankungen: Alkohol, Medikamente oder andere Substanzen als Versuch, innere Spannungen zu lindern oder belastende Gefühle zu betäuben.
Diese Symptome sind kein Zeichen von Schwäche – sie sind Ausdruck einer tiefen seelischen Verletzung. Wichtig ist: All diese Reaktionen können sich durch eine gezielte traumatherapeutische Begleitung deutlich bessern.


Akute Reaktionen nach einem Trauma
Unmittelbar nach einem überwältigenden Erlebnis reagiert fast jeder Mensch mit psychischen und körperlichen Stresssymptomen. Diese akuten Traumareaktionen sind normale, natürliche Reaktionen auf ein nicht-normales Ereignis.
Typische Symptome in den ersten Tagen und Wochen können sein:
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Schockzustand: Gefühllosigkeit, Leere, innere Erstarrung oder das Gefühl, „neben sich zu stehen“ (Dissoziation).
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Starke emotionale Reaktionen: Angst, Hilflosigkeit, Wut, Trauer oder Schuld können sich abwechseln oder überlagern.
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Körperliche Symptome: Herzrasen, Zittern, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafprobleme.
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Unwirklichkeitsgefühle: Die Welt oder das eigene Erleben fühlt sich verändert oder fremd an.
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Kognitive Schwierigkeiten: Konzentrationsprobleme, Erinnerungslücken oder das ständige Kreisen der Gedanken um das Erlebte.
Solche Symptome klingen bei einem Großteil der Betroffenen innerhalb von wenigen Wochen ab – oft ganz ohne therapeutische Unterstützung. Fachleute sprechen hier von einer akuten Belastungsreaktion oder – wenn sie etwas länger anhält – von einer Anpassungsstörung.
Wichtig ist: Auch wenn solche Reaktionen grundsätzlich „normal“ sind, darf jede betroffene Person Hilfe in Anspruch nehmen, wenn sie sich überfordert fühlt oder das Gefühl hat, nicht zur Ruhe zu kommen.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Nicht jede Traumafolge ist gleich eine PTBS. Doch wenn bestimmte Symptome länger als vier Wochen anhalten und den Alltag spürbar einschränken, kann eine Posttraumatische Belastungsstörung vorliegen. Diese wird in Diagnosemanualen wie dem ICD-10 oder DSM-5 beschrieben – mit klar definierten Kriterien.
Typische Symptomgruppen einer PTBS sind:
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Wiedererleben (Intrusionen): Das traumatische Ereignis drängt sich immer wieder auf – in Form von belastenden Erinnerungen, Flashbacks oder Albträumen. Oft geschieht das plötzlich, ohne erkennbaren Auslöser.
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Vermeidung: Situationen, Orte, Gespräche oder Gedanken, die mit dem Trauma in Verbindung stehen, werden gemieden. Betroffene ziehen sich zurück oder kapseln sich emotional ab, um sich zu schützen.
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Negative Veränderungen in Gedanken und Gefühlen: Viele erleben Schuld- oder Schamgefühle, haben ein dauerhaft negatives Selbstbild oder das Gefühl, von anderen nicht mehr verstanden zu werden. Auch Freude, Nähe oder Vertrauen erscheinen oft unerreichbar.
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Anhaltende Übererregung (Hyperarousal): Der Körper bleibt in ständiger Alarmbereitschaft. Symptome sind unter anderem Schlafstörungen, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit oder Konzentrationsprobleme.
Diese Symptome sind sehr belastend – doch sie sind verständliche Reaktionen auf ein nicht verarbeitbares Ereignis. Sie zeigen, dass das Nervensystem in einer Art Daueralarm steckt, aus dem es allein oft nicht mehr herausfindet.
Eine traumasensible Psychotherapie kann helfen, diesen Alarmzustand zu lösen, das Erlebte zu integrieren und wieder mehr innere Sicherheit zu gewinnen.

Abgrenzung: Akutes Trauma vs. komplexe Traumatisierung
Während viele Menschen nach einem einmaligen, klar umgrenzten Trauma mit akuten Symptomen reagieren, gibt es auch Formen traumatischer Erfahrungen, die weniger offensichtlich – aber oft tiefgreifender – sind. Man spricht in diesen Fällen von komplexen Traumatisierungen.
Im Unterschied zu einem einmaligen Trauma entstehen komplexe Traumafolgestörungen meist:
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durch wiederholte oder anhaltende Belastungen,
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oft bereits in der Kindheit oder Jugend,
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und in Beziehungen, die eigentlich Schutz bieten sollten – etwa in der Familie.
Menschen mit komplexen Traumatisierungen haben häufig nie ein einzelnes „erschütterndes“ Ereignis erlebt, sondern mussten über lange Zeit hinweg emotionale Vernachlässigung, Überforderung, Missbrauch oder instabile Bezugspersonen ertragen. Die Folgen zeigen sich daher nicht nur in Form von Flashbacks oder Angst, sondern oft auch in der Entwicklung der Persönlichkeit, im Selbstwertgefühl, im Umgang mit Nähe und in der Fähigkeit zur Selbstregulation.
Diese tiefgreifenden, bindungsbezogenen Verletzungen stehen im Mittelpunkt der nächsten Seite:
👉 Entwicklungstrauma & Bindungstrauma
Möchtest du mehr über Entwicklungstrauma bzw. Bindungstrauma und Bindungsstörungen im Erwachsenenalter wissen und erfahren, wie sich diese Trauma-Formen mit Hilfe bindungsorientierter Traumatherapie behandeln lassen, dann stöbere auch in meinem Blog. Hier findest du beispielsweise einen Blog zum Thema: Wie erkenne ich eine Bindungsstörung bzw. ein Bindungstrauma?
Möchtest du tiefer in das Thema Trauma und Trauma-Folgestörungen einsteigen? In diesem YouTube Video erläutert Professor Dr. med Michael Franz, Professor für Psychotherapie und Psychiatrie, wie Trauma vom Gehirn verarbeitet wird und wie Symptome von Trauma und Posttraumatischer Belastungsstörungen behandelt werden:

Sekundäre Traumafolgestörungen: Wenn sich die Auswirkungen verschieben
Sekundäre Traumafolgestörungen treten häufig nicht unmittelbar nach einem traumatischen Ereignis auf, sondern entwickeln sich verzögert oder über einen längeren Zeitraum hinweg. Dabei kann sich das ursprüngliche Trauma in ganz unterschiedlichen Symptombildern zeigen – oft sind diese auf den ersten Blick gar nicht mehr eindeutig als Trauma-Folgen erkennbar. Besonders deutlich zeigt sich das bei Menschen, die früh und wiederholt belastende Erfahrungen gemacht haben.
Gerade komplexe Traumatisierungen, wie sie in der Kindheit und im nahen Beziehungskontext entstehen, können sich in einer Vielzahl psychischer Beschwerden äußern, etwa in Form von Depressionen, Persönlichkeitsanteils-Störungen, emotionaler Instabilität, chronischem Stress oder auch körperlich erlebtem Unwohlsein ohne medizinisch fassbare Ursache.
Mehr über diese besonderen Formen von Trauma, über Entwicklungstrauma, Bindungstrauma und komplexe Traumatisierungen, erfährst du auf der nächsten Seite.

Unterstützung und Heilung sind möglich
So unterschiedlich die Auswirkungen traumatischer Erfahrungen auch sein mögen – sie müssen nicht dauerhaft das Leben bestimmen. Viele Menschen erleben durch eine gezielte psychotherapeutische Begleitung Entlastung, Stabilisierung und tiefgreifende Veränderungen. Besonders hilfreich kann eine Traumatherapie sein, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingeht und neben der Bearbeitung des Traumas auch die Stärkung von Ressourcen und Selbstwirksamkeit in den Blick nimmt.
Auf der nächsten Seite erfährst du mehr darüber, wie eine traumatherapeutische Behandlung aussehen kann, welche Voraussetzungen hilfreich sind und welche Methoden ich dabei nutze.
👉 Zur Traumatherapie
