
ADHS im Erwachsenenalter - Konzentrationsprobleme, Impulsivität & innere Unruhe verstehen

Erkennen, verstehen und behandeln: Psychotherapie bei ADHS in Berlin & online
Viele Menschen denken bei ADHS zunächst an zappelige Kinder. Doch das Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom begleitet nicht selten auch Erwachsene – oft unerkannt. Es zeigt sich dann nicht mehr durch Herumrennen oder Klassenclown-Verhalten, sondern durch innere Unruhe, Vergesslichkeit, emotionale Überforderung oder das Gefühl, ständig getrieben zu sein.
„Ich will, aber ich krieg’s nicht hin.“
„Ich weiß, was ich tun müsste, aber ich tue es nicht.“
„Mein Kopf ist voll – aber ich kann keinen Gedanken zu Ende denken.“
ADHS im Erwachsenenalter bleibt häufig lange unentdeckt. Dabei sind die Folgen im Alltag, in Beziehungen und im Berufsleben oft gravierend: Termine werden vergessen, Aufgaben vor sich hergeschoben, Gespräche unterbrochen, das eigene Verhalten wird im Nachhinein bereut. Viele Betroffene entwickeln Scham- und Schuldgefühle – und fragen sich, was mit ihnen „nicht stimmt“.
In meiner Praxis in Berlin Prenzlauer Berg begleite ich Erwachsene mit ADHS – mit viel Verständnis, fundiertem Wissen und konkreten Strategien für mehr Klarheit, Selbststeuerung und emotionale Entlastung.
Was ist ADHS im Erwachsenenalter?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist keine reine Kinderstörung – auch wenn viele Menschen das lange dachten. Heute weiß man: Bei rund zwei Dritteln der Betroffenen bleibt die Symptomatik auch im Erwachsenenalter bestehen. Häufig verändert sich lediglich das Erscheinungsbild. Während bei Kindern vor allem motorische Unruhe auffällt, treten bei Erwachsenen eher Probleme mit Organisation, Konzentration, Selbststeuerung und emotionaler Regulation in den Vordergrund.
Typische Merkmale von ADHS bei Erwachsenen sind:
-
Aufmerksamkeitsprobleme: leicht ablenkbar, Schwierigkeiten beim Filtern von Reizen, Gedankensprünge
-
Impulsivität: vorschnelles Handeln, Unterbrechungen in Gesprächen, impulsive Entscheidungen
-
Innere Unruhe: ständiges Getriebensein, Schlafprobleme, Schwierigkeiten beim Entspannen
-
Emotionale Dysregulation: starke Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, schnelles Überfordertsein
-
Strukturelle Schwierigkeiten: Aufgaben werden begonnen, aber nicht beendet; Termine und Fristen bereiten Stress
ADHS bei Erwachsenen wird häufig zu spät oder gar nicht diagnostiziert, weil viele Symptome mit anderen psychischen Störungen verwechselt werden – etwa mit Depressionen, Angststörungen, einer Borderline-Problematik oder der chronischen Übererregung bei einer komplexen Traumafolgestörung (kPTBS). Eine differenzierte Diagnostik ist daher essenziell.
Woher kommt ADHS? – Ein Blick auf Ursachen und das Gehirn
ADHS ist keine Charakterschwäche, kein Mangel an Disziplin und schon gar kein „Modetrend“. Es gibt heute eindeutige Hinweise darauf, dass bei ADHS biologische und neuropsychologische Faktoren eine zentrale Rolle spielen – ergänzt durch Umwelt- und Beziehungseinflüsse.
Genetische Einflüsse
ADHS ist stark genetisch bedingt. Die sogenannte Heritabilität – also der Anteil, der durch Vererbung erklärt werden kann – liegt bei etwa 70 bis 80 %. Das heißt: Wenn jemand ADHS hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch ein Elternteil oder Geschwister betroffen sind – diagnostiziert oder nicht.
Neurotransmitter-Ungleichgewichte
Ein zentrales Merkmal von ADHS ist eine veränderte Regulation der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin – vor allem in den Bereichen des Gehirns, die für Aufmerksamkeit, Motivation, Handlungsplanung und Selbstkontrolle zuständig sind.
Strukturelle Besonderheiten im Gehirn
Studien zeigen, dass bei ADHS bestimmte Hirnregionen anders entwickelt oder weniger aktiv sind – vor allem:
Präfrontaler Cortex: zuständig für Planung, Impulskontrolle, Organisation
Basalganglien & Kleinhirn: beeinflussen Bewegungskoordination und Reizfilterung
Default Mode Network: bei ADHS oft überaktiv – was das Abschweifen der Gedanken verstärken kann
Exekutive Funktionen und Selbststeuerung
Menschen mit ADHS haben oft Schwierigkeiten mit sogenannten exekutiven Funktionen – das sind die mentalen Prozesse, mit denen wir unser Verhalten steuern. Dazu gehören:
-
Zielgerichtetes Handeln
-
Prioritätensetzung
-
Impulskontrolle
-
Arbeitsgedächtnis
-
Zeitgefühl
Diese Besonderheiten erklären viele der alltäglichen Herausforderungen: warum To-do-Listen nicht helfen, Termine vergessen werden oder Entscheidungen zu spät getroffen werden – obwohl das Wissen da ist.
Wie zeigt sich ADHS bei Erwachsenen?
ADHS kann bei jedem Menschen anders aussehen. Manche wirken nach außen ruhig, andere ständig in Bewegung. Einige haben eher Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit, andere mit Impulskontrolle oder Emotionsregulation. Gemeinsam ist vielen das Gefühl: „Ich funktioniere nicht so, wie ich sollte – obwohl ich es versuche.“
Typische Erscheinungsformen von ADHS im Erwachsenenalter:
Konzentrationsprobleme
Du beginnst etwas – und verlierst den Faden. Einfache Aufgaben kosten dich überdurchschnittlich viel Energie. Beim Lesen schweifen die Gedanken ab, in Gesprächen verpasst du Inhalte. Multitasking funktioniert selten – der Kopf ist übervoll und gleichzeitig leer.
Innere Unruhe & Getriebensein
Auch wenn du äußerlich ruhig wirkst, ist innen oft Bewegung: Gedankenrasen, das Gefühl permanenter Dringlichkeit, ein unstillbarer innerer Antreiber. Entspannung fällt schwer – selbst in Momenten, die eigentlich ruhig sein sollten.
Impulsivität
Entscheidungen werden manchmal zu schnell getroffen – aus einem Impuls heraus. Du unterbrichst andere ungewollt, gibst zu viel Geld aus, reagierst über, obwohl du es dir anders vorgenommen hast.
Emotionale Überreizung
Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, das Gefühl, mit Kleinigkeiten überfordert zu sein – und danach Selbstvorwürfe. Emotionale Regulation fällt schwer, besonders in Stresssituationen oder bei Konflikten.
Desorganisation & Prokrastination
Du hast viele Ideen, aber es fehlt die Struktur. Termine werden vergessen, Unterlagen gehen verloren, Projekte bleiben unfertig. Das führt zu Frustration, schlechtem Gewissen – und innerem Rückzug.
Selbstwertprobleme & Scham
Viele Erwachsene mit ADHS haben über Jahre oder Jahrzehnte negative Rückmeldungen bekommen: „Sei doch mal konzentrierter.“, „Du bist so chaotisch.“, „Du musst dich nur mehr anstrengen.“ Diese Sätze brennen sich tief ein – und führen oft zu einem Selbstbild, das von Schuldgefühlen, Scham und dem Gefühl des „Andersseins“ geprägt ist.
Orientierung & Diagnostik: Klarheit schaffen
Wenn du dich in vielen der beschriebenen Merkmale wiedererkennst, ist der nächste Schritt eine fundierte Abklärung: Ist es wirklich ADHS? Gibt es andere Erklärungen? Oder liegt vielleicht eine Kombination vor?
Was hilft bei ADHS im Erwachsenenalter? – Mein therapeutischer Ansatz
ADHS ist nicht einfach „wegtherapierbar“. Aber: Es gibt wirksame Wege, mit den Herausforderungen im Alltag besser umzugehen – und gleichzeitig die Beziehung zu dir selbst zu stärken.
In meiner Praxis verbinde ich verhaltenstherapeutische Methoden mit achtsamkeitsbasierten Verfahren und einem tiefen Verständnis für emotionale, biografische und bindungsbezogene Zusammenhänge.
Moderne Verhaltenstherapie – praktisch und alltagstauglich
-
Aufbau von Struktur und Routinen, die zu dir passen
-
Selbstmanagement-Strategien, z. B. Zeitplanung, To-do-Listen, Prioritätensetzung
-
Training exekutiver Funktionen: Impulskontrolle, Zielorientierung, Organisation
-
Strategien gegen Prokrastination und Entscheidungsblockaden
Achtsamkeit & Akzeptanz – für mehr Selbstwahrnehmung
-
Achtsamkeitsbasierte Verfahren wie ACT oder MBSR
-
Entwicklung eines freundlicheren Umgangs mit dir selbst
-
Wahrnehmen von innerer Unruhe, ohne ihr sofort folgen zu müssen
-
Stärkung der Fähigkeit, im Moment zu bleiben – statt im Reiz zu verhaften
Arbeit am Selbstwert & an inneren Antreibern
Viele Menschen mit ADHS haben ein tief verankertes Gefühl, „nicht genug“ zu sein. Gemeinsam schauen wir auf alte Glaubenssätze, Perfektionismus, Scham oder Überanpassung – und entwickeln Wege zu mehr Selbstmitgefühl, Selbstwirksamkeit und innerer Ruhe.
Undogmatisch, menschlich, individuell
Es gibt keine Schablone. Deshalb passe ich meine Begleitung an deine Bedürfnisse an – mal strukturierter, mal vertiefend, mal entlastend. Mit einer Haltung, die dich nicht „funktionalisieren“ will, sondern dich darin unterstützt, dich selbst besser zu verstehen – und deinen Alltag leichter zu gestalten.
Ein neuer Blick auf dich
ADHS bedeutet nicht, dass mit dir „etwas nicht stimmt“. Es bedeutet, dass dein Gehirn Informationen anders verarbeitet – manchmal schneller, manchmal intensiver, manchmal sprunghafter. Und dass du deshalb andere Wege brauchst, um dich im Alltag gut zu organisieren, mit Stress umzugehen und deine Stärken zu leben.
In der Therapie darfst du lernen, dich selbst besser zu verstehen – nicht durch Kontrolle, sondern durch Klarheit. Nicht durch Härte, sondern durch Mitgefühl.
Du musst nicht perfekt funktionieren. Aber du darfst erleben, dass du dich selbst führen kannst – in deinem Tempo, auf deine Art.
Wenn du magst, begleite ich dich ein Stück auf diesem Weg.